Klassische Schweinepest
Stand: 04.03.2024
Aktuelle Situation:
Die klassische Schweinepest (KSP) kommt aktuell in einigen asiatischen und südamerikanischen Ländern sowie in Madagaskar vor.
In der Europäischen Union wurde die klassische Schweinepest bei Hausschweinen zuletzt am 22.06.2014 in Lettland in einer Hinterhofhaltung an der Grenze zu Weißrussland nachgewiesen. Im selben Gebiet wurde der letzte Ausbruch von KSP bei Wildschweinen am 26.03.2015 festgestellt.
Der letzte Ausbruch von KSP in Deutschland ereignete sich im Juli 2009 bei Wildschweinen in NRW. Die KSP bei Hausschweinen wurde in Deutschland letztmalig im Mai 2006 in einem Mastschweine-Bestand in NRW festgestellt.
Der Status "Frei von klassischer Schweinepest" wurde für Deutschland von der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) in Paris anerkannt (eine Liste der Staaten, die anerkannt frei sind von KSP, finden Sie HIER).
Was ist Klassische Schweinepest?
Die Klassische Schweinepest (KSP) ist eine fieberhafte, hoch ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine) mit seuchenhaftem Verlauf, hoher Erkrankungsrate (Morbidität) und hoher Sterblichkeit (Letalität). Verursacht wird die Erkrankung durch ein Virus (Virus der Klassischen Schweinepest). Die Infektion wird durch ein einzelsträngiges, behülltes (RNA-)Virus aus der Familie der Flaviviridae, Gattung Pestivirus, verursacht.
Die Krankheit ist von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) abzugrenzen, die durch Viren der Familie Asfarviridae hervorgerufen wird.
Für den Menschen und andere Haustierarten ist die Klassische Schweinepest nicht gefährlich.
Die Klassische Schweinepest ist anzeigepflichtig und kann klinisch nicht von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unterschieden werden. Eingeschleppt in nicht verseuchte Gebiete verläuft die Erkrankung bei Schweinen verheerend und ist mit enormen wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden.
Wie erkennt man die Klassische Schweinepest?
Das klinische Erscheinungsbild der KSP ist extrem variabel. Jüngere Tiere erkranken in der Regel stärker als ältere oder erwachsene Tiere. Bei Sauen und Ebern sind oft nur sehr mild ausgeprägte, vorübergehende Krankheitserscheinungen zu beobachten, während bei Ferkeln häufig eine hohe Todesrate zu verzeichnen ist. Der Zeitraum von der Infektion bis zum Auftreten von Krankheitssymptomen (Inkubationszeit) beträgt in der Regel einige Tage, selten mehr als eine Woche.
Es sind unterschiedliche Verlaufsformen der KSP möglich:
Der akute Verlauf ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, Bindehautentzündung, reduzierte Futteraufnahme, allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit. Erkrankte Tiere liegen viel und weisen meistens Atembeschwerden (Husten) und/oder Durchfall durch Sekundärinfektionen auf. Neurologische Symptome wie Zuckungen, Krämpfe oder schwankender Gang (Ataxie) können ebenfalls auftreten. Bei Sauen werden Fruchtbarkeitsstörungen wie Umrauschen und Aborte beobachtet. „Typische“ Symptome der Schweinepest wie Einblutungen und Verfärbungen der Haut können in manchen Fällen auftreten. Ein Fehlen solcher Symptome schließt KSP aber nicht aus! Die Mortalität kann, abhängig von Alter und Virustyp, bis zu 100% betragen.
Bei der Sektion verendeter Tiere können punkt- oder flächenhafte Blutungen in der Haut und den inneren Organen sowie vergrößerte und „blutige“ Lymphknoten auffallen. Selten sind Milzrandinfarkte zu beobachten. Nicht selten werden aber auch keinerlei charakteristische, pathologisch-anatomische Veränderungen gefunden.
Die chronische Verlaufsform der Krankheit tritt auf, wenn die Schweine nicht in der Lage sind, eine ausreichende Immunantwort auszubilden, um das Virus zu eliminieren. Zu Anfang treten Symptome auf wie sie beim akuten Verlauf beschrieben sind. Erkrankte Tiere erholen sich jedoch nicht, sondern zeigen anschließend weniger intensive, meistens unspezifische Krankheitssymptome (deutliche Entwicklungsrückstände und kümmern) bis zu ihrem Tod. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen ähneln denen der akuten Verlaufsform, sind jedoch weniger deutlich ausgeprägt.
Eine subklinische Verlaufsform mit eher verlängertem und mildem, oft auch symptomlosem Krankheitsverlauf wird ebenfalls beschrieben. Das Virus kann dennoch im Blut zirkulieren und von den Tieren ausgeschieden werden.
Infektion tragender Sauen
Kommt es zur Infektion tragender Sauen, so infiziert das Virus ebenfalls die Feten in der Gebärmutter. Während die Sauen selbst häufig nur schwache klinische Symptome zeigen, führt eine Infektion in Abhängigkeit vom Stadium der Trächtigkeit zur Resorption oder Mumifizierung der Früchte, zu Aborten oder aber zur Geburt lebensschwacher Ferkel. Der Fruchtbarkeitsindex der Herde sinkt.
Bei einer Infektion der Feten vor dem 90. Tag der Trächtigkeit besteht die Gefahr, dass persistent infizierte Ferkel geboren werden, die zum Zeitpunkt der Geburt gesund erscheinen und mehrere Monate überleben können. Diese Ferkel scheiden jedoch permanent Virus aus und können auf diese Weise eine Infektionsquelle darstellen.
Möglichkeit der Ausschluss-Diagnostik:
Aufgrund des sehr variablen Krankheitsbildes der KSP kommen differentialdiagnostisch eine Vielzahl weiterer Erkrankungen in Frage. Eine sichere Diagnose kann nur im Labor erfolgen!
Bei unklarem Krankheitsgeschehen sollte deshalb unbedingt frühzeitig eine Ausschluss-Diagnostik Schweinepest durchgeführt werden! Diese Labor-Untersuchung hat keine Folgen für den Betrieb und bedeutet auch nicht, dass ein Verdacht auf Schweinepest vorliegt. Eine frühzeitige Erkennung trägt jedoch wesentlich dazu bei, dass das Seuchengeschehen rasch eingedämmt wird und viele Betriebe von der Seuche verschont bleiben. Weitere Informationen zur Ausschlussdiagnostik und zum Früherkennungsprogramm für Schweinepest in Niedersachsen erfahren Sie HIER.
Die Erreger der Bovinen Virusdiarrhoe (BVD) und der Border Disease (BD) der Schafe gehören ebenfalls in die Gattung "Pestivirus". Durch die Antigenverwandtschaft zum Erreger der KSP, kann es zu serologischen Kreuzreaktionen kommen.
Wie wird die Klassische Schweinepest übertragen?
Übertragen wird Schweinepest durch direkten Kontakt von Tier zu Tier (z. B. im Stall, auf Transporten/ Viehsammelstellen/Viehmärkten sowie bei offenen Haltungsformen auch durch Kontakt von Wildschwein zu Hausschweinen oder umgekehrt). In Deutschland waren mit KSP infizierte Wildschweine eine wichtige Ursache für Ausbrüche beim Hausschwein.
Ebenso ist eine indirekte Übertragung über virusbehaftete Kleidung, Futtermittel, Schlacht-/Speiseabfälle, Gülle/Mist oder sonstige Gerätschaften und Fahrzeuge möglich.
Das Virus ist in Blut und Geweben der infizierten Tiere vorhanden und wird mit allen Se- und Exkreten (z. B. Speichel, Urin, Kot, Sperma) ausgeschieden.
Der Erreger ist recht widerstandsfähig und bleibt z.B. in Kot und Gülle bei moderaten Außentemperaturen für einige Tage bis Wochen infektiös. In nicht erhitzten Fleischprodukten wie z. B. Schinken hält sich das Virus über Monate und in tiefgekühltem Fleisch/Fleischprodukten sogar für Jahre.
Was tun gegen Klassische Schweinepest?
Es gilt, die Einschleppung der Klassischen Schweinepest nach Deutschland und ggf. ihre Ausbreitung in den Schweinebeständen zu verhindern!
Eine grundlegende Rolle dafür ist die Einhaltung strikter Hygiene-Richtlinien in der Schweinehaltung.
- Speiseabfälle oder Essensreste dürfen grundsätzlich nicht an Schweine (Haus- und Wildschweine) verfüttert werden! Insbesondere von unkontrolliert aus dem Ausland eingeführten Fleisch- und Wursterzeugnissen geht ein erhöhtes Risiko aus.
- Generell muss auf eine gute allgemeine Betriebshygiene geachtet werden!
Gesondertes Merkblatt für Landwirte beachten! - Der direkte oder indirekte Kontakt von Hausschweinen zu Wildschweinen muss unbedingt vermieden werden. Freilandhaltungen sind hier besonders gefährdet, aber auch konventionelle Betriebe müssen geeignete Vorsichtsmaßnahmen ergreifen (z. B. wildschweinsichere Umzäunung des Betriebsgeländes; unzugängliche Lagerung von Futtermitteln und Einstreu)
- Jäger, die auch selbst Schweine halten oder anderweitig Kontakt zu Schweinen haben, müssen besondere Vorsicht walten lassen. Gesondertes Informationen für Jäger (Standbeachten!
- Auch Hobbyhalter von Schweinen sollten sich der Problematik bewusst werden und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.
Kommt es zu einem Ausbruch der KSP, so ist eine Behandlung der Schweine verboten. Die Bekämpfung wird nach der Schweinepestverordnung und nach EU-Recht durchgeführt und besteht u. a. in der Tötung der Schweine eines infizierten Betriebes und der Einrichtung von Restriktionsgebieten, in denen Verbote für die Verbringung von Schweinen usw. bestehen.
Die Impfung gegen KSP ist nur im Falle des Ausbruchs der KSP zur Verhinderung der Weiterverbreitung zulässig. Es ist ein Impfplan zu erstellen, der von der EU-Kommission genehmigt werden muss. Bei einer Impfung kommen sogenannte Markervakzine zum Einsatz, die eine Unterscheidung zwischen geimpften und mit Feldvirus infizierten Schweinen ermöglichen.
© Tierschutzdienst Niedersachsen
Informationen für Jagdtouristen (Stand: 01/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,51 MB)
Informationen für Jäger (Stand: 01/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,44 MB)
Infoblatt zur Beprobung von Wildschweinen zur Früherkennung von Schweinepest (Faltblatt) (Stand: 02/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,39 MB)
Informationen für Tierärzte zum KSP/ASP-Früherkennungs- und Monitoringprogramm (Stand: 02/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,14 MB)
Informationen für Landwirte und Schweinehalter zum KSP/ASP-Früherkennungs- und Monitoringprogramm (Stand: 02/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,18 MB)
Informationen für Landwirte und Schweinehalter (Stand: 02/2024) (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,06 MB)