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Pest der kleinen Wiederkäuer

Stand: 20.02.2025


Die Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste de petits ruminants = PPR) ist eine anzeigepflichtige akute, hochansteckende Viruserkrankung (Morbillivirus) der Schafe und Ziegen, die mit dem Erreger der Rinderpest (RPV) genetisch eng verwandt ist. In Afrika und weiten Teilen Asiens ist die Pest der kleinen Wiederkäuer endemisch. In der Türkei treten seit 2005 jährlich Fälle von PPR auf. Im Juni 2018 wurde in Bulgarien erstmals PPR nachgewiesen. Seit Sommer 2024 werden Ausbrüche in Griechenland und Rumänien gemeldet.

Am 27.01.2025 wurde die Pest der kleinen Wiederkäuer in Ungarn nahe der Grenze zu Slowenien festgestellt. Dabei handelt es sich offenbar um Tiere, die aus Rumänien nach Ungarn verbracht wurden. Ungarn hat die entsprechenden Schutz- und Überwachungszonen eingerichtet und Seuchenbekämpfungsmaßnahmen ergriffen. Auch Slowenien hat eine Überwachungszone aufgrund des grenznahen Auftretens eingerichtet. Bis zum 31.01.2025 wurden in Ungarn insgesamt 3 Fälle von PPR nachgewiesen. Auch Österreich ist besorgt, weil die Ausbrüche nur 25 km von der österreichischen Grenze entfernt festgestellt wurden.

Die Pest der kleine Wiederkäuer ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und gemäß der Einteilung des neuen Tiergesundheitsrechts der EU eine Seuche der Kategorie A+D+E, also einer Seuche, die normalerweise nicht in der Union auftritt und unmittelbar bekämpft, getilgt und überwacht werden muss. Beim Nachweis einer Seuche der Kategorie A wird der gesamte Bestand getötet. Das Risiko einer Verschleppung des Virus ist groß, da auch Schlachtkörper infizierter Tiere und Rohmilch zu einer weiteren Verbreitung beitragen können sowie der Transport von symptomlos erkrankten Tieren, die jedoch Virus ausscheiden.

Empfänglich sind Schafe und Ziegen. Der Verlauf ist bei Ziegen oft schwerer als bei Schafen, insbesondere bei Jungtieren ist die Mortalität hoch. In seltenen Fällen erkranken andere Paarhufer sowie verwandte Wildwiederkäuer, häufig mit symptomlosem Verlauf.

Der Mensch kann sich nicht infizieren.

Klinische Symptome

PPR wird über direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen sowie der Inhalation von erregerhaltigem Material übertragen. Die Inkubationszeit beträgt 4-5 Tage. Klinische Symptome beginnen ab dem sechsten Tag. Symptomlose Verläufe sind ebenfalls möglich. Das Virus wird über die Tränenflüssigkeit, Nasen- und Rachensekreten sowie dem Kot und Urin bereits vor der Ausprägung von klinischen Symptomen sowie beim symptomlosen Verlauf ausgeschieden.

Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen, die von perakut bis chronisch reichen. Häufig tritt hohes Fieber mit schwerwiegenden Entzündungen und Läsionen im Maul und am Zahnfleisch auf. Durch den wässrigen Nasen- und Augenausfluss bilden sich Krusten an den Augen und Nasenlöchern. Weitere Symptome sind Anorexie, Verstopfung oder Durchfall sowie Lungenentzündungen. Viele der Tiere verenden. Tiere, die eine Infektion überstehen, sind immun gegenüber Reinfektionen.

Durch das unspezifische Krankheitsbild ist eine Abklärung bei allen erosiven Haut- und Schleimhauterkrankungen mit schwerer Störung des Allgemeinbefindens labordiagnostisch notwendig. Weitere Differentialdiagnosen sind z.B. Maul- und Klauenseuche (MKS), Schaf- und Ziegenpocken, Blauzungenkrankheit (BT) und Lippengrind.

Präventionsmaßnahmen

Hygienische Maßnahmen und die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Tierbeständen und bei Tiertransporten können das Risiko einer Infektion des eigenen Bestandes und die Verbreitung der Infektion minimieren (s. Infobox).

Eine Impfung steht in Deutschland nicht zur Verfügung.

Die WOAH (World Organisation for Animal Health) und FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) planen weltweit eine Ausrottung der PPR bis 2030 (s. Link hier).

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