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West-Nil-Fieber

Stand: 09.10.2024


2018 wurden erstmals Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) bei Vögeln und zwei Pferden in Deutschland nachgewiesen. Im letzten Jahr breitete sich die Virusinfektion weiter aus. Vorwiegend waren Fälle in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg zu verzeichnen.

In Niedersachsen wurde Ende September 2020 der erste Fall bei einem Pferd im Landkreis Helmstedt festgestellt. Seit Anfang August 2024 wurde bereits bei 69 Pferden und fünf Vögeln eine Infektion mit dem West-Nil-Virus nachgewiesen. Im Vergleich zu den Vorjahren stellt dies eine deutliche Zunahme der Infektionsfälle dar. Eine Übersicht über die Ausbreitung in Deutschland ist hier auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts zu finden.

In einigen südeuropäischen Ländern treten regelmäßig Infektionen mit dem WNV auf, einen Überblick hierüber finden Sie hier.

Was ist das West-Nil-Virus?

Das West-Nil-Virus ist ein aus Afrika stammendes Virus, das durch blutsaugende Mücken übertragen wird. Im natürlichen Wirtskreislauf wird es zwischen Vögeln und Stechmücken übertragen. Menschen und Pferde können ebenfalls mit dem WNV infiziert werden, jedoch kann das Virus von ihnen nicht weiter übertragen werden. Deshalb gelten Menschen und Pferde als sogenannte Fehlwirte ("dead-end-hosts"), von denen keine Infektionsgefahr ausgeht.

Das West-Nil-Virus ist eng verwandt mit dem Usutu-Virus, das ebenfalls Wildvögel infiziert. WNV ist nahezu auf der ganzen Welt (Afrika, Asien, Nordamerika, Europa) verbreitet.

WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden zählen in Deutschland zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Neben dieser Anzeigepflicht sind bislang keine weiteren tierseuchenrechtlichen Maßnahmen vorgeschrieben.

Wie erkennt man West-Nil-Virus-Infektionen?

In den meisten Fällen bleiben die Infektionen mit dem West-Nil-Virus symptomlos. Jedoch erkranken einige Vogelarten besonders leicht. In einzelnen Fällen kann es auch zu Krankheitssymptomen bei Pferden und Menschen kommen.

Vogel
Bei Vögeln bleibt die Infektion in den meisten Fällen symptomlos. Jedoch sind vor allem Sperlingsvögel (v. a. Rabenvögel) und auch Greif- und Eulenvogelarten besonders empfänglich und erkranken leicht. Bei diesen Arten kann es zu massiven Epidemien mit gehäuften Todesfällen kommen. Bei schwereren Verläufen können neurologische Erscheinungen und Blutungen in der Schnabel- und Kloakenregion festgestellt werden.
Wirtschaftsgeflügel gilt als weniger empfänglich. Impfstoffe für Vögel stehen nicht zur Verfügung.

Pferd
Die Mehrzahl betroffener Pferde zeigt keine Symptomatik. Einige Pferde reagieren jedoch mit starken neurologischen Symptomen wie Stolpern, Nachhandlähmungen, Muskelzittern, Schwäche bis zum Festliegen. Ein Teil der Infektionen kann tödlich verlaufen. Seltener zeigen die Pferde eine fiebrige Allgemeinerkrankung. Eine Übersicht über die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe für Pferde finden Sie hier: (Übersicht des Paul-Ehrlich-Institutes).

In der aktuellen Impfempfehlung der ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKoVet) am Friedrich-Loeffler-Institut (siehe hier) wird die Impfempfehlung für Pferde wiederholt. Pferde aus den betroffenen Regionen sowie Pferde, die in diese Regionen reisen (Turniere) oder in angrenzenden Regionen stehen sollten bereits im Frühjahr, vor Beginn der Mückensaison geimpft werden.

Pferde, die mit dem West-Nil-Virus infiziert wurden, bilden vier bis sechs Wochen nach der Infektion schützende Antikörper aus. Nach einer gewissen Zeit sind diese jedoch nicht mehr im Blut nachweisbar. Die StIKoVet empfiehlt daher, Pferde, die bereits infiziert wurden nicht direkt nach einer Infektion zu impfen, sondern ein Jahr nach der Infektion, um den Schutz aufrecht zu erhalten. Die Impfungen sind jährlich zu wiederholen.

Mensch
Beim Menschen verlaufen ca. 80% der Infektionen symptomlos - treten Symptome auf, sind diese oftmals mit einem fiebrigen grippalen Infekt vergleichbar. Dieser klassische Verlauf wird auch als West-Nil-Fieber bezeichnet. Bei weniger als einem Prozent der infizierten Personen kann es zu schweren Verlaufsformen mit einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kommen, die in seltenen Fällen (vor allem bei älteren Patienten) tödlich enden kann. Humane Impfstoffe stehen nicht zur Verfügung.

Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?

Der eigentliche Wirtskreislauf findet zwischen Stechmücken und Wildvögeln als Hauptwirte statt. Darüber hinaus kann ebenfalls eine Übertragung auf Säugetiere und Menschen stattfinden, wenn die Stechmücken zuvor von infizierten Vögeln Blut aufgenommen haben. Aus diesem Grund werden West-Nil-Virus-Infektionen vor allem im Spätsommer und Frühherbst beobachtet, wenn die Mücken aktiv sind.

Bei Pferden, Menschen und anderen Fehlwirten werden im Blut keine ausreichend großen Mengen des Virus gebildet, so dass die Erkrankung nicht weitergegeben werden kann. Beim Menschen kann das WNV unter Umständen durch kontaminierte Blutspenden, von infizierten Müttern auf das ungeborene Kind oder während des Stillens auf das Kind übertragen werden.

Wie sollte man mit toten Wildvögeln umgehen?

Generell sollten tote oder kranke Vögel nicht angefasst werden. Verendete Wildvögel können im Veterinärinstitut des LAVES auf West-Nil-Virus und Usutu-Virus-Infektionen untersucht werden. Nähere Informationen zur Einsendung von Wildvögeln erhalten Sie hier.

Wie kann man sich und seine Tiere schützen?

Die West-Nil-Virus-Infektion ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Bei Verdacht muss der Amtstierarzt umgehend verständigt werden.

Da das Virus über Mücken übertragen wird, steht der Schutz vor Mücken im Vordergrund. Durch das Abdecken offener Wasserbehälter wie z. B. Regentonnen etc. kann die Vermehrung der Mücken reduziert werden. Der Schutz vor Mückenstichen in betroffenen Gebieten kann eine Übertragung der West-Nil-Viren vorbeugen.

Für Pferde stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung (siehe oben).

Die Anwendung von Mitteln, die Insekten vom Pferd fernhalten (Repellentien) ist empfehlenswert. Auf Weiden und Paddocks sollte das Wasser täglich gewechselt werden, um gegebenenfalls eine Vermehrung infizierter Stechmücken zu verhindern.


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