Epizootische Hämorrhagie der Hirsche (EHD)
Stand: 18.07.2025
Seit 2022 tritt die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche (EHD; EHD-8 s.u.) in Europa auf. Seither wurden Fälle in Italien (Sardinien, Sizilien) und Südspanien gemeldet. In 2023 folgten weitere Erkrankungen in Portugal, Nordspanien und Frankreich. Das Virus der EHD (EHDV) wurde zudem in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, dem mittleren Osten und Australien nachgewiesen.
In Frankreich ist aktuell der Südwesten des Landes betroffen. Um die Ausbrüche wurde eine Restriktionszone von 150 km eingerichtet (Link: Restriktionszone Frankreich (Karte)). Um die Ausbreitung einzudämmen wurde 2024 entlang der Restriktionszone ein Impfgürtel mit 50 km Breite eingerichtet und in diesem Gebiet 1 Million Rinder gegen EHDV geimpft (Link: Impfgürtel Frankreich (Karte)).
In Belgien wurde im April 2025 erstmals ein Rind positiv auf EHD getestet. Das positiv getestete Rind war Teil einer Gruppe von drei geimpften, aus Frankreich importierten, Tieren. Sie stammten aus einer regulierten Zone, in der das Virus zirkuliert. Die beiden anderen Tiere wurden negativ getestet. Belgien selber hat für 2025 eine Pflichtimpfkampagne für Rinder eingeführt. Diese läuft aktuell bis zum 01. September 2025 und umfasst EHD-8 sowie BTV-3 und -8 (Link: Pflichtimpfkampagne Belgien 2025).
Verbringungsregelungen
Die Länder in Europa sind nach dem Tiergesundheitsrecht (Animal Health Law = AHL) verpflichtet, Maßnahmen zur Überwachung der räumlichen und zeitlichen Entwicklung der Seuche einzuführen. Es bestehen Handelsbeschränkungen für empfängliche Tiere aus betroffenen Regionen. Tiere, die innerhalb der letzten 2 Jahre in einem Radius von 150 km um einen Ausbruchsbetrieb gestanden haben, dürfen nicht in eine freie Region transportiert werden. Die spezifischen Anforderungen an Verbringungen im Falle des Auftretens von EHD sind in Kapitel 2 Abschnitt 1 Artikel 10 (1) f) der Delegierten Verordnung (EU) 2020/688 (Link: Delegated regulation - 2020/688 - EN - EUR-Lex) festgelegt.
Was ist die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche?
Die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche ist eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit der Wiederkäuer, die durch Viren (Orbiviren der Familie Reoviridae) verursacht wird. Bisher sind 7 Serotypen von EHDV bestimmt worden (Serotyp 1 und 3-8). In Europa ist bislang der Serotyp 8 (EHD-8) präsent.
Die Krankheit zeigt einen ähnlichen Verlauf wie die Blauzungenkrankheit mit dem Unterschied, dass Antilopen und Weißschwanzhirsche die höchste Empfänglichkeit aufweisen und die Mortalität (Sterblichkeit) bei diesen Tieren am höchsten ist. Allerdings können auch Rinder an EHD erkranken. Die klinischen Symptome sind dann von denen einer BTV-Infektionen nicht zu unterscheiden. Schafe sind gar nicht oder nur schwer infizierbar.
Im Tiergesundheitsrecht (Animal Health Law = AHL) ist EHD als Seuche der Kategorie D und E eingruppiert und unterliegt den entsprechenden Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen.
Für den Menschen ist die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche nicht gefährlich.
Wie wird die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche übertragen?
EHD wird – wie die Blauzungenkrankheit (BTV) – durch blutsaugende Insekten (Gnitzen, Culicoides spp.) übertragen. Ungeborene Kälber können sich intrauterin infizieren, darüber hinaus ist eine Ansteckung von Tier zu Tier nicht möglich.
Während die Übertragung durch die Gnitzen in tropischen Zonen das ganze Jahr über stattfinden kann, erfolgt eine Infektion in gemäßigten Zonen überwiegend im Spätsommer und Herbst.
Wie erkennt man die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche?
Die Erkrankung äußert sich ähnlich wie die Blauzungenkrankheit. Insbesondere bei den Rindern ist eine Unterscheidung anhand der klinischen Symptomatik nicht möglich. Antilopen und Weißschwanzhirsche zeigen die höchste Empfänglichkeit für das Virus und auch die höchste Mortalität. Schafe und Ziegen können auch erkranken, entwickeln aber meist keine Symptome.
Prinzipiell können perakute, akute und chronische Formen auftreten. Die erkrankten Tiere können unter anderem betroffen sein von Fieber, Ödemen, respiratorischen Symptomen, Blutungen, Lahmheiten, Aborten und Totgeburten.
Was tun gegen die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche?
Entsprechend der Leitlinien der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) ist eine Impfung die einzige Möglichkeit zum Schutz vor einer Infektion. Seit Juni 2025 gibt es einen EHD-8-Impfstoff in Deutschland mit einer Zulassung „unter außergewöhnlichen Umständen“, analog zu den derzeitig zugelassenen BTV-3-Impfstoffen. Wie auch bei BTV führt eine Impfung mit diesem Impfstoff jedoch nicht zu Verbringungserleichterungen. Darüber hinaus ist dieser Impfstoff aktuell nicht verfügbar.
Bisher ist das Virus nicht in Deutschland aufgetreten. Dennoch ist es wichtig, verdächtige Anzeichen bei den empfänglichen Tierarten abklären zu lassen, um mögliche Infektionen mit dem EHDV schnell erkennen zu können.