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Pockenseuche der Schafe und Ziegen

Stand: 27.02.2024


Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen ist eine hochansteckende Viruserkrankung. Schaf- (Sheeppox Virus, SPPV) und Ziegenpockenviren (Goatpox Virus, GTPV) gehören zur Gattung Capripoxvirus, zu der auch Lumpy-Skin-Disease (LSD, siehe hier) gehört. Die Schaf- und Ziegenpockenviren sind eng miteinander verwandt und morphologisch nicht voneinander zu unterscheiden. In der Umwelt sind die Viren sehr widerstandsfähig und können in getrockneten Hautkrusten Monate bis Jahre überleben. Neben der Übertragung von Tier zu Tier ist die Übertragung durch kontaminierte Gegenstände, Personen und Transportfahrzeuge aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit der Viren möglich. Die Schaf- und Ziegenpocken sind sehr wirtsspezifisch, jedoch können durch einige Stämme beide Tierarten erkranken. Nach einer überstandenen Infektion erlangen die Tiere eine stabile Immunität. Rinder können sich infizieren, übertragen das Virus jedoch nicht.

Für den Menschen ist die Pockenseuche der Schafe und Ziegen nicht gefährlich.

Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und gehört zu den Seuchen der Kategorien A+D+E, die normalerweise nicht in der Union auftreten und unmittelbar bekämpft, getilgt und überwacht werden müssen.

Das Virus ist in Teilen Afrikas und Asiens, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Indien endemisch. In jüngster Zeit sind jedoch vermehrt Einträge, vermutlich aus dem Norden Afrikas und der Türkei, in südeuropäische Länder zu beobachten. In Spanien wurden seit September 2022 mehrere Fälle von Schaf- und Ziegenpocken festgestellt. Im September 2023 wurden in Bulgarien an der Grenze zur Türkei erstmals nach 2013 wieder Fälle von Schaf- und Ziegenpocken verzeichnet. In Griechenland sind im Oktober 2023 erstmals wieder Fälle nach 2018 auf der Insel Lesbos aufgetreten.

Deutschland ist seit 1920 frei von der Pockenseuche der Schafe und Ziegen. Daher ist es wichtig, verdächtige Krankheitsanzeichen bei Schafen und Ziegen abklären zu lassen, um mögliche Infektionen schnell zu erkennen.

Klinische Symptome

Bei der Pockenseuche der Schafe und Ziegen handelt es sich um eine hochansteckende, meist akut bis subakut verlaufende Krankheit, die mit Knötchen, später Papeln und Vesikeln im Maul- und Genitalbereich sowie am Euter einhergeht. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 14 Tage. Die Abheilung der Vesikel kann bis zu 6 Wochen dauern. Die klinischen Symptome beginnen mit Fieber, Speicheln, Nasen- und Augenausfluss. Bei Lämmern kann es zu hohen Verlusten durch massive Läsionen im Magen-Darm-Trakt kommen. Weiterhin können bakterielle Sekundärinfektionen auftreten.

Klinisch ist eine Unterscheidung der Pockenseuche der Schafe und Ziegen zur Maul- und Klauenseuche (MKS), Blauzungenkrankheit (BT), Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) sowie Lippengrind nicht möglich. Im Verdachtsfall ist eine Ausschlussdiagnostik insbesondere in Hinblick auf MKS durchzuführen.

Präventionsmaßnahmen

Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen ist eine anzeigepflichtige Tierseuche der Kategorie A+D+E. Beim Nachweis einer Seuche der Kategorie A wird der gesamte Bestand getötet, da das Risiko einer Verschleppung groß ist.

Übertragen wird der Erreger vor allem von Tier zu Tier durch engen Kontakt mit schwer kranken Tieren, die ulzerierte Papeln auf den Schleimhäuten aufweisen. Durch kontaminierte Gegenstände oder Personen (z.B. Stallkleidung) sowie der Inhalation von erregerhaltigen Aerosolen kann eine Übertragung indirekt erfolgen. Mechanische Übertragungen durch Arthropoden spielen eine untergeordnete Rolle. Hingegen sind Übertragungen durch z.B. kontaminierte Kanülen oder Schermaschinen möglich. Tiere, die lokal begrenzte Infektionen und einen milden Verlauf zeigen, übertragen die Krankheit seltener. Auch bei bereits nekrotisierenden Papeln ist die Ansteckungsgefahr geringer. Chronische Verlaufsformen sind nicht bekannt.

Die Einhaltung von hygienischen Maßnahmen und Biosicherheitsmaßnahmen im Umgang mit den Tierbeständen und beim Transport sind entscheidend, um den eigenen Tierbestand vor einer Infektion zu schützen und die Verbreitung des Virus zu minimieren (s. Infobox).

In den Endemiegebieten wird ein attenuierter Lebensimpfstoff gegen das Virus eingesetzt. Dieser ist allerdings in der EU nicht zugelassen und die Impfung ist in der EU verboten.

Weitere Informationen zu der Pockenseuche der Schafe und Ziegen sind auf der Homepage des FLI zu finden (siehe hier).


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