Pockenseuche der Schafe und Ziegen
Stand: 30.10.2024
Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen ist eine hochansteckende Viruserkrankung. Schaf- (Sheeppox Virus, SPPV) und Ziegenpockenviren (Goatpox Virus, GTPV) gehören zur Gattung Capripoxvirus, zu der auch Lumpy-Skin-Disease (LSD, siehe hier) gehört. Die Schaf- und Ziegenpockenviren sind eng miteinander verwandt und morphologisch nicht voneinander zu unterscheiden. In der Umwelt sind die Viren sehr widerstandsfähig und können in getrockneten Hautkrusten Monate bis Jahre überleben. Die Schaf- und Ziegenpocken sind sehr wirtsspezifisch, jedoch können durch einige Stämme beide Tierarten erkranken. Nach einer überstandenen Infektion erlangen die Tiere eine stabile Immunität. Rinder können sich infizieren, übertragen das Virus jedoch nicht.
Für den Menschen ist die Pockenseuche der Schafe und Ziegen nicht gefährlich.
Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und gehört zu den Seuchen der Kategorien A+D+E, die normalerweise nicht in der Union auftreten und unmittelbar bekämpft, getilgt und überwacht werden müssen.
Das Virus der Schaf- und Ziegenpocken ist in den meisten Ländern Nordafrikas, Kleinasien (Türkei) und in Teilen Asiens sowie in Indien endemisch. Einträge in südeuropäische Länder finden vermutlich aus dem Norden Afrikas und der Türkei statt. In der Türkei finden regelmäßig Impfungen gegen die Pockenseuche statt. Die Impfung ist in der EU verboten, da eine Unterscheidung von geimpften Tiere und infizierten Tieren (Feld-Infektion) nicht möglich ist.
Seit Oktober 2023 meldet Griechenland regelmäßig Fälle von Pockenseuche. Die ersten Fälle traten an der türkischen Grenze entlang eines Flusses auf, der nach Austrocknung für Weidetiere passierbar wurde. Eine weitere Eintragsquelle stellt der hohe Warenverkehr in Griechenland dar. In Bulgarien traten zwischen 2013 und September 2023 keine Fälle von Schaf- und Ziegenpocken auf. Seit September 2023 werden Fälle gemeldet insbesondere nahe der türkischen Grenze. Die jüngsten Ausbrüche wurden im Oktober 2024 gemeldet. Spanien verzeichnete Ausbrüche von Schaf- und Ziegenpocken erstmals im September 2022. Seit Mai 2023 wurden keine Ausbrüche mehr festgestellt und die Sperrgebiete aufgehoben.
Deutschland ist seit 1920 frei von der Pockenseuche der Schafe und Ziegen. Daher ist es wichtig, verdächtige Krankheitsanzeichen bei Schafen und Ziegen abklären zu lassen, um mögliche Infektionen schnell zu erkennen.
Klinische Symptome
Bei der Pockenseuche der Schafe und Ziegen handelt es sich um eine hochansteckende, meist akut bis subakut verlaufende Krankheit, die mit Knötchen, später Papeln und Vesikeln im Maul- und Genitalbereich sowie am Euter einhergeht. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 14 Tage. Die Abheilung der Vesikel kann bis zu 6 Wochen dauern. Die klinischen Symptome beginnen mit Fieber, Speicheln, Nasen- und Augenausfluss. Bei Lämmern kann es zu hohen Verlusten durch massive Läsionen im Magen-Darm-Trakt kommen. Weiterhin können bakterielle Sekundärinfektionen auftreten.
Klinisch ist eine Unterscheidung der Pockenseuche der Schafe und Ziegen zur Maul- und Klauenseuche (MKS), Blauzungenkrankheit (BT), Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) sowie Lippengrind nicht möglich. Im Verdachtsfall ist eine Ausschlussdiagnostik insbesondere in Hinblick auf MKS durchzuführen.
Präventionsmaßnahmen
Beim Nachweis der Pockenseuche der Schafe und Ziegen als Seuche der Kategorie A wird der gesamte Bestand getötet, da das Risiko einer Verschleppung groß ist.
Übertragen wird der Erreger vor allem von Tier zu Tier durch engen Kontakt mit schwer kranken Tieren, die ulzerierte Papeln auf den Schleimhäuten aufweisen. Durch kontaminierte Gegenstände oder Personen (z.B. Stallkleidung) sowie der Inhalation von erregerhaltigen Aerosolen kann eine Übertragung indirekt erfolgen. Mechanische Übertragungen durch Arthropoden spielen eine untergeordnete Rolle. Hingegen sind Übertragungen durch z.B. kontaminierte Kanülen oder Schermaschinen möglich. Tiere, die lokal begrenzte Infektionen und einen milden Verlauf zeigen, übertragen die Krankheit seltener. Auch bei bereits nekrotisierenden Papeln ist die Ansteckungsgefahr geringer. Chronische Verlaufsformen sind nicht bekannt.
Die Einhaltung von hygienischen Maßnahmen und Biosicherheitsmaßnahmen im Umgang mit den Tierbeständen und beim Transport sind entscheidend, um den eigenen Tierbestand vor einer Infektion zu schützen und die Verbreitung des Virus zu minimieren (s. Infobox).
In den Endemiegebieten wird ein attenuierter Lebensimpfstoff gegen das Virus eingesetzt. Dieser ist allerdings in der EU nicht zugelassen und die Impfung ist in der EU verboten.
Weitere Informationen zu der Pockenseuche der Schafe und Ziegen sind auf der Homepage des FLI zu finden (siehe hier).
Schaf auf Weide