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Blauzungenkrankheit

Stand: 14.11.2022


Aktuelles Blauzungenkrankheitsgeschehen in Deutschland:

Im westlichen Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und im Saarland wurden im Jahr 2019 insgesamt 59 Ausbrüche von Blauzungenkrankheit des Serotyps 8 (BTV-8) nachgewiesen. Es folgten im Oktober 2020 zwei weitere Fälle von BTV-8 in Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie ein weiterer Fall von BTV-8 im Februar 2021 in Rheinland-Pfalz.
Seit Juli 2022 sind nur noch das Saarland und Rheinland-Pfalz als Restriktionsgebiete gelistet. In und aus den eingerichteten Restriktionsgebieten dürfen empfängliche Tiere (Rinder, Schafe, Ziegen und gehaltene Wiederkäuer) nur unter bestimmten Bedingungen verbracht werden. Eine Übersicht über die Bedingungen zur Verbringung sowie die aktuellen Restriktionsgebiete finden Sie rechts in der Info-Spalte. Die aktuelle Risikobewertung des FLI und eine Übersicht über die aktuellen Ausbrüche finden Sie hier auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts und auf TSIS, dem Tierseucheninformationssystem des FLI hier.

Niedersachsen hat den Status "frei von einer Infektion mit BTV" (Serotypen 1-24).

Was ist die Blauzungenkrankheit?

Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine Viruserkrankung, für die Wiederkäuer anfällig sind. Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit völlig ungefährlich.

Die Blauzungenkrankheit ist nach EU-Recht eine optional zu bekämpfende Tierseuche der Kategorien C+D+E. Sie gehört jedoch zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen und muss innerhalb der Union gemeldet werden.

Wie wird die Blauzungenkrankheit übertragen?

Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht-kontagiöse, durch Insekten übertragene Krankheit. Überträger sind kleine Mücken (1 - 3 mm lang) der Gattung Culicoides (= Gnitzen). Infizierte Gnitzen bleiben lebenslang mit dem Blauzungenvirus infiziert und können nach einer Woche Entwicklungszeit das Virus bei einer Blutmahlzeit auf einen Säugetierwirt übertragen. Aus Frankreich wurde von BTV-8 Nachweisen in wenige Tage alten Kälbern berichtet, die vermutlich auf eine Infektion während der Trächtigkeit zurückzuführen sind.

Woran erkennt man die Krankheit?

Bei dem in Deutschland vorkommendem Serotyp 8 werden in der Regel nur milde Symptome beobachtet.

Die klinischen Symptome bei Rindern sind Entzündungen der Zitzenhaut und der Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien mit Bläschenbildung und Ablösungen der Schleimhäute insbesondere an Zunge, Maul und Kronsaum. Die klinischen Erscheinungen ähneln den Symptomen der Maul- und Klauenseuche.
Das Virus bleibt in den Tieren in der Regel 100 Tage aktiv. Die Krankheit kann ausheilen. Anschließend bilden die Tiere eine belastbare Immunität aus.

Die klinischen Anzeichen beim Schaf sind gravierender als beim Rind. Erste klinische Symptome einer akuten Erkrankung sind ca. 7-8 Tage nach der Infektion zu beobachten. Dazu gehören eine erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde sowie typische Veränderungen der Schleimhäute. Es kommt zur Schwellung der Maulschleimhäute, vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Die Zunge und der Hals können anschwellen und die Zunge kann aus dem Maul hängen. Der Kronsaum kann sich entzünden und es kommt zu Lahmheiten. Tragende Tiere können abortieren.

Blauzungenkrankheit in den Mitgliedstaaten


Die Blauzungenkrankheit ist in einigen Mitgliedstaaten endemisch, andere Mitgliedstaaten sind frei von Blauzungenkrankheit. In Anhang VIII der Durchführungsverordnung (EU) 2021/620 sind Mitgliedstaaten oder Zonen der Mitgliedstaaten gelistet, die als „seuchenfrei“ oder mit „genehmigten Tilgungsprogramm“ gelten. Dieser Status ist für die Verbringung von empfänglichen Tieren wichtig. Die EU informiert auf ihrer Webseite (
) über die Bedingungen unter dem neuen Tiergesundheitsrecht.

Karte der EU mit Restriktionszonen zur Blauzungenkrankheit Bildrechte: © Karte der EU mit Restriktionszonen zur Blauzungenkrankheit
Karte der EU mit Restriktionszonen zur Blauzungenkrankheit (s. Link)

Aktuelle Informationen zur Verbreitung und den Restriktionszonen in der EU finden Sie auf der Internetseite zur Blauzungenkrankheit der EU-Kommission.

Dort ist u. a. eine aktuelle Karte sowie eine tabellarische Übersicht der Restriktionszonen in der EU zu finden (zur Karte gelangen Sie hier, (nicht barrierefrei) zur Tabelle hier) (nicht barrierefrei). Auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) finden Sie ebenfalls einige Übersichtskarten.

Aktuelles Blauzungenkrankheitsgeschehen in der EU

In Italien treten auf dem Festland, Sardinien und Sizilien immer wieder Fälle von BTV-4 und BTV-1 auf. Seit der Erstmeldung (August 2021) wurden über 3.000 Ausbrüche mit mehr als 34.000 verstorbenen Schafen gemeldet (). Die Tiere gehören der lokalen Rasse des Sarda Schafs an, das als sehr empfänglich gegenüber der Blauzungenkrankheit gilt.

Im Süden Sardiniens traten zu Beginn des Jahres 2021 zahlreiche Fälle von BTV-3 auf, gegen den Kein Impfstoff verfügbar ist (Stand: 19.10.2021).

Portugal meldete BTV-4-Nachweise in 193 Betrieben im südlich gelegenen Alentejo. Erste Fälle waren im Rahmen des Überwachungsprogramms in den Distrikten Faro, Setubal und Castelo Branco festgestellt worden. Bis Juli 2021 hatte das Überwachungsprogramm noch ausschließlich negative Ergebnisse geliefert. Insgesamt wurden in Portugal 22 Ausbrüche in 2021 festgestellt.

Aus dem Süden Spaniens wurde im Januar 2020 Fälle von BTV-1, BTV-4 und BTV-8 gemeldet. Im Juni 2021 meldete Spanien 10 Ausbrüche von BTV-4 auf Mallorca. Man geht von einem Neueintrag durch eine mögliche Windverdriftung von Vektoren aus Nordafrika aus, da sie eine Ähnlichkeit mit aus dem Balkan stammenden Stämmen zeigen.
Mitte September 2022 meldete Spanien einen Fall von BTV-4 in der Region Coria (Cáceres), der im Rahmen der aktiven Überwachung von BT in einem Sentinelbetrieb nachgewiesen wurde. Die passive Überwachung und die obligatorische Meldung von Verdachtsfällen wurden daraufhin verstärkt.

Seit 2020 meldete Griechenland vermehrt Fälle von Blauzungenkrankheit vor allem BTV-16. Seit Ende Juli 2020 wurden auch zahlreiche Fälle von BTV-4-Infektionen gemeldet.

Frankreich gilt seit vielen Jahren als endemisch für BTV- 4 und BTV-8. Daher werden Ausbrüche nicht regelmäßig gemeldet. Das gesamte Land gilt als Restriktionsgebiet für BTV-8 und BTV-4.


Verbringungsregelungen:

Infolge eines Ausbruchs werden Sperrgebiete eingerichtet. Zur Verbringung in und aus diesen Gebieten müssen alle Rinder, Schafe, Ziegen und Gatterwild sowie deren Sperma, Eizellen und Embryonen bestimmte Bedingungen erfüllen. Allgemeine Verbringungsregelungen und Ausnahmeregelungen zur Verbringung befinden sich in der Infospalte sowie auf der Seite der EU (Link: Verbringungen innerhalt der EU).

Da Niedersachsen „frei von einer Infektion mit BTV“ ist, müssen Verbringungen von empfänglichen Tieren genau geprüft werden, um die Seuchenfreiheit zu erhalten!

Impfung:

Der BTV-8-Seuchenzug aus den Jahren 2006 bis 2009 betraf fast die gesamte Bundesrepublik Deutschland und konnte durch den flächendeckenden Einsatz der Impfung erfolgreich bekämpft werden. Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit vermitteln einen sicheren Schutz und sind weitgehend nebenwirkungsfrei. Auf eine Impfpflicht wurde in Deutschland verzichtet. Die Impfung gegen Blauzungenkrankheit ist genehmigungspflichtig oder kann von der Behörde angeordnet werden. Wurde ein Tier geimpft, muss innerhalb von 7 Tagen ein Eintrag in der Hi-Tier-Datenbank erfolgen.
Die ständige Impfkommission (StIKo Vet) am FLI empfiehlt den Tierhaltern, ihre Rinder, Schafe und Ziegen gegen BTV-8 und BTV-4 impfen zu lassen, da mittelfristig mit dem Vorkommen von BTV-4 in Deutschland zu rechnen ist (Stellungnahme StIKo Vet und Empfehlungen BTV-Impfung s. Infospalte).
Bei Fragen zur Impfung, insbesondere zur Genehmigung, wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige kommunale Veterinärbehörde.

Wichtiger Hinweis: In der Infospalte finden Sie Leitfäden für die Eingabe von BTV-Impfdaten in HIT durch den Tierhalter oder Tierarzt für Schaf-, Ziegen- und Rinderhalter. Eine Übersicht über zugelassene Impfstoffe und Hinweise zur Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen BTV von der StIKo Vet finden Sie auch hier und in der Infospalte.

Weiterführende Informationen erhalten Sie auch auf der Internetseite der Ständigen Impfkommission des FLI (Link).

Rind schwarz-weiß Bildrechte: Tierschutzdienst Niedersachsen
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